„Das Leben ist doch eine feine Sache.“
Zeitzeugengespräch der 11. Klassen mit Herrn Abba Naor
Am 20. November 2023 nahmen die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe an einem Zeitzeugengespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Abba Naor im Ludwig-Thoma-Haus in der Dachauer Altstadt teil. Vor allem angesichts der Tatsache, dass nur noch wenige Menschen als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von der Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung der deutschen und europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und dessen Kollaborateure berichten können, war diese Veranstaltung besonders wertvoll. Zudem fällt das Gespräch in eine Zeit, in der von verschiedenen Seiten antisemitische Ressentiments geschürt werden und es verstärkt zu verbaler, psychischer und physischer Gewalt gegenüber in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden kommt.
Herr Naor wurde am 21. März 1928 in Kaunas (Litauen) geboren. Im Alter von 13 Jahren kam er zusammen mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in das Ghetto in Kaunas. Im Jahr 1944 wurde er in das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig deportiert, wo er mitansehen musste, wie seine Mutter und sein jüngerer Bruder nach Auschwitz-Birkenau abtransportiert wurden. Schließlich musste er in verschiedenen Außenlagern des Konzentrationslagers Dachau unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit verrichten. Nach der Befreiung durch die US-Armee im Jahr 1945 emigrierte Herr Naor nach Palästina. Seit vielen Jahren berichtet er an Schulen und Universitäten in Deutschland über seine Geschichte und setzt sich unermüdlich gegen das Vergessen der NS-Verbrechen ein.
In einem eindrucksvollen Vortrag verdeutlichte Herr Naor den Jugendlichen den Wert des Lebens und der Freiheit sowie die Bedeutung von Toleranz und Mitgefühl. Dabei war es ihm unverkennbar ein großes Anliegen, den Schülerinnen und Schülern aufzuzeigen, dass sie es selbst in der Hand haben, eine friedliche Welt, in der die Würde und die Rechte eines jeden Menschen unabhängig von Herkunft oder Religion zählen, zu gestalten. Es gelte, so Herr Naor, sich nicht unterkriegen zu lassen – nicht aufzugeben –, denn trotz aller Herausforderungen und Widrigkeiten sei das Leben doch immer noch „eine feine Sache“.